Sonntag, 8. Mai 2011

Selbstzerstörung

Wie kommt es, dass man manchmal absichtlich und im vollen Bewusstsein genau das tut, von dem man weiß, dass es einem in irgendeiner Weise schaden wird? Man kann hier schon bei kleinen Dingen beginnen nachzudenken, wie zB während einer Diät ein Stück Schokolade zu essen, obwohl man sich spätestens nach dem letzten Bissen eh schon wieder deswegen schlecht fühlt. Jugendliche gehen jedes Wochenende mit der Absicht fort sich das Hirn mit Alkohol wegzublasen, um am nächsten Tag mit einem Filmriss in unbekannten Betten wieder aufwachen. Das kann man doch alles durchaus als eine Art Selbstzerstörung ansehen, oder etwa nicht?
Wieso tut man diese Dinge, wenn man im Vorhinein genau weiß, dass man sie im Nachhinein bereut? Ist es, weil man den Moment einfach genießen möchte, ohne sich um die Zukunft sorgen zu machen? Ist es, um sich etwas zu beweisen, dass es diesmal keine Nachwirkungen haben wird? In der Psychologie würde man bestimmt sagen, dass dies der Versuch ist verzweifelte, unterdrückte Wünsche/Träume/Bedürfnisse zu stillen und für einen Moment lang zu glauben, man könnte sie besiegen. Sigmund Freud war der Ansicht, dass es durchaus denkbar ist, dass man plötzlich einen schizophrenen Anfall hat, sprich für kurze Zeit die Identität einer anderen Person, eines anderen Ichs annimmt und somit den Problemen den Rücken kehrt und sobald das getan ist, wieder in sein ursprüngliches Ich zurückschlüpft und dies dann schon bereut.

Wenn wir hier von Selbstzerstörung sprechen, dann ist ungesundes Essen, Alkoholkonsum beim Fortgehen bestimmt noch das geringste Übel, im Gegensatz zu Personen, die wirklich schwere psychische Störungen mit sich tragen und sich sogar selbst Verletzen. Aber bei diesen Leuten, ist dieser Drang vermutlich schon so sehr ausgeprägt und geht auf viel tiefgreifendere seelische Probleme zurück, die man natürlich nicht mit irgendwelchen oben genannten Kleinigkeiten überhaupt nicht vergleichen kann. Kritiker würden bestimmt auch die Kunst des Tattoowierens und Piercens als eine Art Selbstzerstörung ansehen, aber das ist wohl eher eine Frage der Ästhetik und der Gesellschaft, als der Psyche.

Wie ich auf dieses Thema komme?
 Ich erkenne es an mir selbst am besten. Da ich mit meiner Ernährung sehr sehr eingeschränkt bin und sich der Ursprung meiner Bauchprobleme auch noch im Dunkeln befindet (was sich hoffentlich bald ändern wird), muss ich natürlich auf vieles verzichten. Wenn es dann Tage gibt, an denen es mir gut geht, also so richtig gut, als wäre ich komplett gesund, dann freut es mich und ich wünschte, es wäre immer so - doch kurz darauf, zerstöre ich dieses Gefühl wieder, indem ich versuche etwas zu essen/zu trinken, wo ich genau weiß, dass mir das vermutlich schaden wird. Meistens ist es dann auch so und ich bereue es zu tiefst und zweifle an meinem gesunden Menschenverstand, wieso ich es mir nicht einfach mal gönnen kann, mich gut zu fühlen? Ich weiß es nicht, vermutlich ein bisschen von allen: Hoffnung, Schizophrenie, Unvernunft, mangelnde Disziplin, unbefriedigte Gelüste...

Bestimmt geht es vielen so und jeder hat sich das schon mal gefragt.

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